Patente laden zum Waffenbau ein!
Im Time Magazine vom 26.2.2007 wurden unter dem Titel „How to shape a charge“ die so genannten „Explosively formed penetrators“ (EFPs) vorgestellt, und die US-amerikanische Befürchtung, der Iran könne Terroristen damit versorgen. Demnach wurden die Streitkräfte der USA im Irak sehr häufig mit derartigen EFPs angegriffen. Der Artikel zeigte allerdings, dass die von den USA zwischen dem Iran und den EFPs hergestellte Verbindung nicht hinreichend belegt ist und schliesst süffisant „The good news: we found out before the invasion“ (zum Glück haben wir es diesmal vor der Invasion bemerkt).
Welch schöner Artikel – da gibt es wirklich nichts dran auszusetzen. Und doch schien es auf den ersten Blick so, als wären diese EFPs das Neueste vom Neuen, ein wahres Stück High Tech. Und das hat mich dann neugierig gemacht. Und siehe da, die EFPs gibt es schon länger. Die USA höchst selbst haben bereits in den 80er Jahren fleissig Patente hierzu veröffentlicht.
Veröffentlicht bedeutet natürlich, wie bei jeder Patentierung einer neuen Erfindung, dass alle Welt nach 18 Monaten nachlesen, ausprobieren und weiterentwickeln darf. Nach dem Ablauf des Patents darf natürlich auch jeder die ursprüngliche Idee kostenlos nutzen. Und, gerade bei Waffentechnik sollte man natürlich eines nie vergessen – im Krieg wird wohl noch öfter gegen das Patentrecht verstossen als sonst. Da wird ein Kriegsgegner der USA wohl nicht unbedingt Skrupel haben, deren „Explosively formed penetrators“ illegal nachzubauen. Warum patentieren die USA Waffentechnik?
Es ist in meinen Augen offensichtlich, dass die Unternehmen des militärisch industriellen Komplexes patentieren, und damit Ihre Erkenntnisse veröffentlichen und so die Aufrüstungen der so genannten „Bösen“, also der wirtschaftlichen und militärischen Konkurrenten fördern. Sie beschleunigen damit die weltweite Rüstungsspirale, und steigern so ihren Umsatz. Das ist rationales wirtschaftliches Handeln. Aber warum patentieren die USA? (Als Anmelder ist in den nebenstehenden Beispielen jeweils genannt: „The United States of America as represented by the Secretary of the Army“) Welches Interesse steht dahinter? Ich würde mich freuen, wenn einer meiner Leser helfen könnte, dies Rätsel zu lösen!
Durch Explosion geformte Geschosse (EFPs)
Wenn man Sprengstoff in eine Dose füllt und zündet, hat man eine zerfetzte Dose. Mit dem Trick, einen stabilen Zylinder zu machen und gezielt Sollbruchstellen einzubauen, ist man dann zur Handgranante gekommen. Die EFPs beruhen darauf, dass beispielsweise eine Stirnwand so geschickt geformt wird, dass sie während der Explosion sich als ganzes vom Rest der „Dose“ trennt, und durch die Gewalt der Explosion zu einem Geschoss verformt wird.
Die USA haben schon am 27.07.1981 eingereicht, wie man für eine gleichmässige Beschleunigung dieser Stirnwand sorgen kann US4,510,870
In US5,540,156 wird Munition veröffentlicht, die sich je nach Einsatzzweck entweder ein Projektil erzeugt (gegen schwerer gepanzerte Ziele) oder mehrere kleinere Projektile (gegen leichtere Ziele.) Das vereinfacht die Logistik des Tötens natürlich sehr.
Dies Bild stammt aus dem Patent US4,841,864 hier wird jedermann das Wissen zugänglich gemacht, wie sich die Form des durch die Explosion geformten Projektils optimieren lässt.