Wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden, wird Widerstand Pflicht.
Dieser Auftrag ist in die rechte Tafel der Gedenkstätte an der Kreuzung Knoopstrasse / Eißendorfer Straße in Hamburg-Harburg graviert. Mir ist nicht klar, wie ich diesen Auftrag ausführen soll. Ich weiß auch nicht, ob Mohammed Atta von der Gedenkstätte beeindruckt war, und ob er versucht hat, diesem Auftrag gerecht zu werden. Was auch immer ihn motiviert haben mag, er hat den falschen Weg gewählt.
Das rekonstruierte Synagogenportal war Teil der ersten Orientierungseinheit, die ich als Erstsemester an der TU-Harburg durchlief. Mohammed Atta wird die Gedenkstätte, die auf die Opfer staatlichen Terrors durch die Nazis hinweist, zwei Jahre nach mir auf die gleiche Weise kennen gelernt haben. Von dort sind es nur wenige hundert Meter Weg bis zur Marienstrasse 38, wo drei Stolpersteine auf individuelle Opfer staatlichen Terrors durch die Nazis hinweisen. Dahinter liegt die ehemalige Wohnung Attas, und dazwischen sind buchstäblich eingestreut die Hinweise auf den staatlichen Bombenterror im II. Weltkrieg. (Ich betrachte die Tontafeln als Verweis auf Operation Gomorrha, obwohl die Bombardierung Harburgs erst später erfolgte.)
Es ist nicht gesichert, dass Mohammed Atta von den allgegenwärtigen Spuren des Bombenterrors beeindruckt war. Unwahrscheinlich, dass er sich nicht damit befasst hat. Schließlich hatte er nach einem abgeschlossenen Architekturstudium Städtebau/Stadtplanung studiert. Da war im diese „Radierung von Arthur Harris nach einem Entwurf von Adolf Hitler“ sicherlich geläufig.
Es ist nicht bekannt, inwieweit Atta in seiner Entscheidung, Terrorist zu werden, durch 60 Jahre vergangenen Terror oder durch aktuelleren Terror beeinflusst wurde. Dass er überhaupt durch Terror beeinflusst wurde ist nicht erwiesen, aber sehr wahrscheinlich. Denn Terror bedingt Terrorismus. Dafür sprechen gut erforschte Fakten.