offenkundige Verschwörungen

Es gibt offenkundige Verschwörungen, deren Erklärungsmodelle ich unmöglich als „Verschwörungskonstrukte“ betiteln kann, ohne hierfür angegriffen zu werden.

Deshalb verwende ich hier den Begriff „offenkundige Verschwörung“ für den unstrittigen Kern eines Komplotts, dessen Gesamtheit noch Gegenstand von Forschung und Diskussion ist. Dieser zusätzliche Begriff hat keinen tieferen Sinn. Er soll schlicht verhindern, dass aus dem Kontext gerissene Zitate mich in eine Ecke stellen mit „Holocaustleugnern“. Das Erklärungsmodell zu einer offenkundigen Verschwörung bzw. dem offenkundigen Anteil einer Verschwörung ist selbstverständlich ein Verschwörungskonstrukt – auch wenn ich die Verwendung dieses Oberbegriffs aus oben genannten Gründen in diesem ZUsammenhang vermeide.

Nationalsozialismus

Es steht ausser Zweifel, dass sich ab den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts bis zum Ende des zweiten Weltkriegs eine sehr große Zahl von Menschen verschworen hatte, um die demokratische deutsche Verfassung zu mißachten. Nur der Verfassungsbruch der Verschwörer ermöglichte die Gräuel dieser Epoche. Dieser Verfassungsbruch manifestierte sich in der Aufhebung von elementaren Grundrechten der Bürger und führte zu Staatsterror und Krieg. (Sehenswerte Ausstellung im deutschen historischen Museum zum Thema Grundrechte)

Doch in Anbetracht der Monstrosität der Verbrechen und der Schwierigkeiten ihrer Aufklärung wäre es offenkundig abwegig zu behaupten, diese Verbrechen seien vollständig aufgeklärt und die Suche auf Antworten zu ungeklärten Aspekten sei unwissenschaftlich, unseriös oder „Verschwörungstheorie“.

Ein Ende der wissenschaftlichen Forschung zu diesem Thema ist noch lange nicht in SIcht.

Daran ändert sich nichts durch den Umstand, dass mit der offenkundigen Verschwörung zahllose Verschwörungskonstrukte verwoben sind, wie beispielsweise das Hans Filbinger Verschwörungskonstrukt.

<Ironie> Dieses Verschwörungskonstrukt unterstellt, dass der ehrenwerte Richter Hans Filbinger im Nationalsozialismus Unrecht gesprochen habe und selbst nach der militärischen Niederlage damit weitergemacht habe.

Dem Ehrenvorsitzenden der baden-württembergischen CDU und erklärten Gegner des Nationalsozialismus wird dabei Obrigkeitshörigkeit und Mitläufertum unterstellt. Dabei wird häufig ein Artikel aus dem Spiegel 21/1978 zitiert. Obwohl selbst der Sozi Willy Brandt den Spiegel als Scheißblatt enttarnt hat. </Ironie>

11. September 2001

Ebenso steht ausser Zweifel, dass sich zur Jahrtausendwende eine große Zahl von Menschen verschworen hatte, um spektakuläre terroristische Attentate in den USA durchzuführen. Die Gesetzesbrüche der Verschwörer kulminierten in den Anschlägen des 11. September 2011.

Doch in Anbetracht der Monstrosität der Verbrechen und der Schwierigkeiten ihrer Aufklärung wäre es auch hier offenkundig abwegig zu behaupten, diese Verbrechen seien vollständig aufgeklärt und die Suche auf Antworten zu ungeklärten Aspekten sei unwissenschaftlich, unseriös oder „Verschwörungstheorie“.

Ein Ende der wissenschaftlichen Forschung zu diesem Thema ist noch lange nicht in Sicht. Nicht nur die Ergänzungsveröffentlichung zum offiziellen Untersuchungsbericht – die nachgereichten 28 Seiten –benannte offene Fragen. Es tauchen immer wieder neue Erkenntnisse auf, die jeweils ein Umdenken erfordern. So schrieb der Onlinedienst der renommierten Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAT.net noch im Juni 2016: „Die Geschichte von 9/11 muss neu geschrieben werden„.

Und auch hier ist die offenkundige Verschwörung mit zahllosen Verschwörungskonstrukten verwoben, wie beispielsweise das Saudi Verschwörungskonstrukt.

Dieses Verschwörungskonstrukt unterstellt, dass sich Mitglieder des saudischen Königshauses mit saudischen Attentätern verschworen hatten um die genannten Verbrechen zu ermöglichen.

Als Argument dient der Umstand, dass erhebliche Geldflüsse vom saudischen Königshaus an Attentäter nachgewiesen wurden. Als Belege hierfür dienen beispielsweise Berichte auf Tagesspiegel Online oder der Badischen Zeitung.

Als weiteres Argument für dieses Verschwörungskonstrukt gilt der Umstand, dass die Saudis kurz vor den Attentaten die langjährigen freundlichen Beziehungen zu den USA abbrechen wollten. Als mittleres politisches Erdbeben bezeichnet Heise.de die damailgen Ereignisse.

Ich benenne dieses Verschwörungskonstrukt nur, um hier ein Problem aufzuzeigen. Mir erscheint gerade dieses Verschwörungskonstrukt eher unwahrscheinlich. Man kann die Daten auch erklären, wenn man keine Teilhabe des saudischen Königshaus an der Verschwörung annimmt. Vielleicht haben die Saudis gewaltbereite junge wahhabitische Männer einfach nach dem Gießkannenprinzip gefördert, ohne sich für deren konkrete Pläne zu interessieren.

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