Mein Empörungsmotiv ist der Atomraketenwerfer, an, mit und auf dem ich die 15 Monate meines Kriegsdienstes überwiegend verbracht habe.
Weil ich mich über Atomwaffen in deutschen Händen so empöre, dreht sich dieser Blog so stark um die Kategorie Krieg und das Schlagwort ABCD-Waffen. Gegenüber den von mir angeprangerten mutmasslichen Rechtsbrüchen unserer Regierung, sind die mutmasslichen Rechtsbrüche von VW eine Kleinigkeit. (Behandlung eines anscheinend unzulässigen Antrags, Manipulierte Tagesordnung, abgekartete Abstimmung) Unsere Regierung unterstützt den Drohnenterror, also Massenexekutionen, die den Terror und die Massenexekutionen eines Maximilien Robespierre in den Schatten stellen. Unsere Regierung bereitet den Abschuß vom Atombomben durch deutsche Soldaten vor.
Ich wurde nur dazu ausgebildet, Atomraketen zusammenzuschrauben, hochzukurbeln, in Position zu drehen. Mein Vorgesetzter im Rang eines Stabsunteroffiziers stellte jedoch klar, dass er dazu ausgebildet war bei Bedarf auch „den Knopf“ zu drücken. Auch wenn der Atomraketenwerfer Typ Lance längst ausgemustert ist, plant unsere Regierung immer noch den Abwurf von Atombomben durch deutsche Piloten in deutschen Tornados.
Um dabei präzisere Ergebnisse zu erzielen, wird aktuell sogar eine Modernisierung der abzuwerfenden Atombomben diskutiert. (Nachtrag August 2016: Friedensnobelpreisträger Barack Obama hat kurz vor Ende seiner Amtszeit die letzte Entwicklungsphase gebilligt für eine neue Version nuklearer Bomben.)
Unsere Regierung hat für die genannten Rechtsbrüche keine besseren Argumente als der 43. Präsdident der USA für die Folter. Im Beitrag fatale Fantasie beleuchte ich, wie ein „wir wollen das aber“ typisch gerechtfertigt wird.
Ich wünsche jedem Einzelnen von Ihnen ein eigenes Empörungsmotiv. Denn das ist kostbar. Wenn etwas Sie empört, wie mich der Nazismus empörte, werden Sie militant, stark und engagiert. (Aus dem Text Empört Euch! von Stéphane Hessel, dem 2013 verstorbenen französischen Résistance-Kämpfer, zitiert aus Auszügen auf Faz.net)
Diesem Wunsch schließe ich mich an. Empört Euch! Wendet Euch ab vom Neo-Biedermeier, und seiner apolitischen Flucht ins Private.
Als mein Kriegsdienst im Sommer 1989 begann, ahnte ich nicht, dass das Ende des Kalten Krieges bevorstand. Meine Einheit schoss während meiner Dienstzeit nur ein einziges mal, im Frühjahr 1990 von Kreta aus auf einen definierten Zielpunkt im Mittelmeer. Dann war der Kalte Krieg vorbei.
Mobiltelefone gab es seinerzeit nicht, Fotos vom Atomraketenwerfer wurden nicht gemacht. Deshalb ist auf den Fotos ein Modell im Massstab 1:87 zu sehen.
(dieser Artikel stammt ursprünglich vom Dezember 2015. Er wurde im Juni 2016 überarbeitet und um die Fotos ergänzt)