Anfänge

Meine Mutter hatte schon in Studententagen mit der Modelleisenbahn gespielt. Als sie meinen Vater kennen lernte, hat sie diesen angesteckt, und so war es kein Wunder, dass auch alle Kinder mehr oder weniger stark von diesem Hobby „infiziert“ wurden.


Auf dem ersten Foto, im Alter von 10 Monaten, habe ich mir natürlich noch keine Gedanken über elektrischen Strom gemacht… Doch mich hat schon in jungen Jahren fasziniert, dass man mit diesem unsichtbaren elektrischen Strom in der Lage ist, im wahrsten Sinne des Wortes zu Schalten und zu Walten. Es war seinerzeit sehr mühselig, nicht nur die Züge, sondern auch die Weichen elektrisch zu kontrollieren – aber ich habe so manches Mal mein Kinderzimmer in einen regelrechten Kabelsalat getaucht, um auch die Weichen zu „verdrahten“.

Gleichzeitig hat mein Vater im Keller einen sehr großen und teuren Großversuch gemacht, der im Wesentlichen eins bewiesen hat: Große Bahnhöfe mit komplexen Weichenstrassen waren mit dem damaligen Stand der Technik praktisch nicht zu beherrschen. Er hatte sich dann ein (abschreckend dickes) Lehrbuch zur Halbleiterschaltungstechnik angeschafft in dem Glauben, dass darin der Schlüssel zu finden wäre, wie eine große Modelleisenbahn in den Griff zu bekommen wäre.

Der Wälzer war mir auch zu dick und schwierig, aber er hat meine Berufswahl Elektrotechnik zu studieren doch sehr maßgeblich beeinflusst. Zwischenzeitlich hatte ich mich im Keller ebenfall an einer stationären Modelleisenbahn versucht, technisch weniger komplex und mehr landschaftlich orientiert – doch diese war auch viel zu groß für meine Möglichkeiten angelegt und blieb unvollendet.

Während des Studiums war keinerlei Zeit und Raum, dies Hobby zu pflegen, die Schienen und Züge waren deshalb rund 12 Jahre lang und für einige Umzüge reiner Ballast – und nur noch eine Erinnerung aus weit zurückliegenden Kindertagen. Als ich im Jahr 2001 dann endlich wieder genug Platz hatte, und die Sachen neugierig auspackte, funktionierte alles nach wie vor, und zu meiner Überraschung war nur auf wenigen Schienen und Wagen überhaupt eine Spur von Rost zu sehen. Noch überraschter war ich allerdings, dass es mir auch als Erwachsener nicht weniger Spaß machte, Anlagen zu entwerfen und auf dem Teppich aufzubauen, und dann möglichst schnell Betrieb zu machen.

Einen Unterschied gab es allerdings: Die Modelleisenbahn sollte nicht mehr den ganzen Raum oder gar die ganze Wohnung in Beschlag nehmen. Im Elternhaus hatte der typische Aufbau sowohl Wohn- als auch Esszimmer in Beschlag genommen, nebst Stichstrecken über die Flure zu sämtlichen Kinderzimmern. Für Nicht-Modelleisenbahnbegeisterte muss so ein Aufbau ziemlich aberwitzig gewirkt haben.

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